Jesus spricht:
„In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost,
ich habe die Welt überwunden.“            
                                     Joh 16,33

 

Liebe Gemeindemitglieder,

es sind eigenartige Wochen, die wir in dieser vorösterlichen Zeit, in der wir Christen des Leidensweges Jesu geden­ken, durchleben. Kein Tag vergeht ohne neue Meldungen zum Corona-Virus. Kaum noch eine Begegnung, ein Termin, ob beruflich oder privat beim Einkaufen oder dem dringenden Arztbesuch, den man unbelastet wahrnimmt. Immer da­bei die stille Sorge, die leise Angst, die viele Menschen begleitet: Hoffentlich kein Virusträger, der mir gegen­über­steht! Hoffentlich stecke ich mich nicht an und werde selbst zum Infektions­träger für andere! Kein Zweifel: Sars-CoV2 und die mit ihm verbundenen Ge­fahren begleiten das Leben mit stiller Drohung, erinnert dieser Virus mich doch im Stillen wieder einmal an die Zer­brechlichkeit und Unverfügbarkeit des mensch­lichen Lebens. Leben ist so viel­fältig bedroht, eine Erkenntnis, die in „normalen“ Zeiten in den Hintergrund verdrängt wird.

Mit allen zur Verfügung stehenden Mög­lich­keiten versucht auch unsere Ge­mein­de die Verbreitung des Virus zu verlang­samen: gemeinsame Gottesdienste, Ge­meindekreise und Gruppentreffen in unserem Dreifaltigkeitshaus sind verbo­ten, Konfirmationen und Amtshand­lun­gen abgesagt, den älteren Gemeinde­gliedern gratulieren wir schriftlich oder telefonisch zu ihrem Geburtstag, Be­su­che in den Senioreneinrichtungen sind selbst Angehörigen nicht mehr gestattet.

Die Selbstverständlichkeit menschli­cher Kontakte ist zurzeit vorbei. Nahezu alles wird telefonisch oder per Mail geregelt. Mit der angeordneten Einschränkung zwischenmenschlicher Begegnungen wächst für viele Menschen und gerade diejenigen, die nicht in einer Familie oder in einen Freundeskreis gut einge­bettet, leben, die Gefahr der sozi­alen Isolierung, der äußeren und inneren Vereinsamung. Andere haben noch ganz andere Herausforderungen zu bewäl­ti­gen, kämpfen um ihre wirtschaftliche Existenz und sorgen sich um ihre und die Zukunft ihrer Familie. Dennoch: Wir werden Ostern feiern. Gott ist in der Welt und er bleibt in dieser Welt. Auch während dieser Krise und allen wei­te­ren, die noch folgen werden. „Ich habe die Welt überwunden“, sagt Jesus. Ich weiß, das können wir so ohne weiteres nicht sagen. Wir leben in dieser Welt und müssen in ihr zurechtkommen. Sicherlich wird uns in dieser Welt, in unserem Leben vieles zuteil an Freude, an Glück, an gelungenen und hellen Tagen. Aber auch dunkle Zeiten durchle­ben wir, vielleicht auch Tage des Schwei­gens aller Hoffnungen. Tage, in denen wir meinen, dass Gott so fern und so rätselhaft ist. Tage, an denen wir ohn­mächtig und ratlos vor zugemutetem Schicksal stehen. Dem eigenen oder dem anderer Menschen, an dem wir Anteil nehmen. In vielem entdecken wir – und wenn es im Nachhinein ist – vielleicht einen Sinn. In manchem, was uns zuge­mutet wird, vermögen wir keinen Sinn zu entdecken.

„In der Welt, habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Diesen Satz spricht Jesus im Wissen auf das, was ihm bevorsteht: Verrat durch seine engsten Weggefährten, Verhaf­tung, Folter und ein grausamer Tod am Kreuz. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

Diese Worte sprechen für sich. Aber auch seine Worte, getragen von seinem tiefen Gottvertrauen: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände.“ Und die­ser Gott, der Vater Jesu Christi hat ihn nicht im Tod gelassen. Am Leben dieses Jesus von Nazareth – vor den Augen der Welt gescheitert – hat Gott jene Voll­en­dung gezeigt, die er uns Menschen Ostern in Jesus Christus versprochen hat: ein Leben, welches nur noch Leben ist: ohne Krankheit, ohne Schmerzen, ohne Leid und ohne den Tod. Ein Leben in der unmittelbaren Nähe Gottes, wenn Gott alles in allem sein wird. Wenn Gott selbst uns die Rätsel unseres Lebens und die Rätsel dieser Welt offenlegen wird.

Wenn er, Gott selbst, uns unsere offenen Fragen beantworten und die zerbroche­nen Hoffnungen heilen wird. Diese Hoff­nung, die von Ostern herkommt, dieses Ostervertrauen, liebe Gemeindeglieder, vertröstet uns nicht auf das was kommt – nach der Corona-Krise, nach dieser oder jener persönlichen Krise, die wir vielleicht bewältigen müssen oder nach den Krisen, die außer der Viruskrise auch gegenwärtig die Menschen an vie­ler­lei Orten dieser Welt das Leben unendlich schwer machen. Diese Oster­hoffnung erinnert uns auch daran, dass wir dieses österliche Gottesge­schenk „Leben“, das niemals irgendwann ein­mal im dunklen Abgrund eines Grabs versinken wird, sondern in der Nähe Gottes endet, auch in der Verantwortung für unsere Mitmenschen leben sollen. So wie es die vielen Menschen in diesen Wochen der Corona-Krise, ob Glaubende oder Nicht-Glaubende, tun, um Menschenleben zu erhalten, zu pflegen, zu heilen. So wie die Menschen in vielerlei Tätigkeitsbereichen in unserer Gesell­schaft, die alles tun, was notwendig ist, damit das Leben weitergehen kann in unserer Gesellschaft.

Auch in unserer Gemeinde sind wir wei­terhin für Sie da. Ein neugewähltes Pres­byterium ist telefonisch und schriftlich in sein Amt eingeführt worden. Unsere Bezirkshelferinnen, Frau Edel,
Frau Krüger und Frau Velte stehen Ihnen im Dreifaltigkeitshaus zu den im Gemeindebrief veröffentlichten Zeiten telefonisch ebenso zur Verfügung wie unsere Gemeindesekretärin, Frau Wiß im Ge- meindeamt. Auch „Karthause aktiv“, eine diakonische Initiative der katholischen Gemeinden auf der Karthause und unserer evangelischen Kirchengemeinde sind für Sie per Telefon im Dreifaltigkeitshaus erreichbar. Selbstverständlich sind auch wir Pfarrer für Sie da. Scheuen Sie sich nicht anzurufen, wenn Sie ein Gespräch, Rat oder Hilfe benötigen.

Wir wünschen Ihnen gesegnete Ostern und eine gute Zeit, getragen vom Vertrauen in den Auferstandenen und den Gott, der größer ist als alle unsere Vernunft.

Es grüßen Sie
Ihre D. Rückert-Saur und R.-D. Gregorius